Die VFW 614

VFW614 - Der Bremer Jet

Geschichte der VFW 614

Die VFW 614 ist das erste in der Bundesrepublik Deutschland entwickelte und in Serie gebaute Düsenverkehrsflugzeug. Der Programmstart fand Mitte der sechziger Jahre statt, der Erstflug war 1971. Mit der Entwicklung dieses Flugzeugs in Bremen und der Serienfertigung in Lemwerder bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken wurde der Grundstein gelegt für die Beteiligung Deutschlands am Airbus-Programm. Viele technische Neuerungen, die in der VFW 614 erstmals Anwendung gefunden haben, bilden noch heute die Basis für die Entwicklung neuer Flugzeuge.

Die VFW 614 wurde 1965 als Kurzstreckenmaschine konzipiert und zielte insbesondere auf den Markt der Entwicklungsländer ab. Einige Besonderheiten des Flugzeugs haben in dieser Zielsetzung ihren Ursprung, so zum Beispiel das augenscheinlichste Merkmal, die auf den Tragflächen montierten Triebwerke. Diese Montageposition ermöglicht ein recht kurzes und damit leichtes und stabiles Fahrwerk, was insbesondere für Starts und Landungen auf weniger gut befestigten Landepisten sehr günstig ist. Außerdem bedeutet die hohe Triebwerksposition besseren Schutz vor Staub und Dreck, der vom Boden aufgewirbelt werden kann. Der Verzicht auf einen Umkehrschub zum Bremsen nach der Landung bedeutet geringere Strukturbelastungen und damit weniger Wartungsaufwand, die Verzögerung wurde durch eine extrem gute Bremsanlage (mit ABS) und Bremsklappen auf den Flügeloberseiten sichergestellt.

Noch heute ist die VFW 614, von der drei Exemplare bis April bzw. September 1998 bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr im Einsatz waren, anderen Typen vergleichbarer Größe in der Kürze der Start- und Landestrecke weit überlegen.

Im Laufe der Entwicklung der VFW 614 schlossen sich die Vereinigten Flugtechnischen Werke (VFW) mit Fokker zum Unternehmen VFW-Fokker GmbH zusammen. Nach dem Erstflug 1971 und einem Absturz des ersten Prototypen in der Erprobungsphase ging die VFW 614 1974 in Serie. Gebaut wurden 19 Flugzeuge, davon gingen 13 in Dienst.

Ende der siebziger Jahre wurde das Programm VFW 614 eingestellt, da über längere Zeit keine Bestellungen mehr eingegangen waren. Die wirtschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen für eine Fortführung des Programms waren nicht mehr gegeben. Das anlaufende europäische Airbusprogramm mit zunächst erheblichen Vertriebsproblemen aufgrund der harten US-Konkurrenz erhielt die notwendige Priorität. Dabei attestierte selbst Boeing der VFW 614 damals absolute Konkurrenzlosigkeit aufgrund des hohen technischen Standards.

 

 

Es existierten Anfang 1998 noch 5 flugfähige Exemplare, davon drei bei der Bundesluftwaffe, eines bei der DLR in Braunschweig und eines bei der EADS-Airbus in Bremen. Die Flugzeuge der Bundesluftwaffe (Flugbereitschaft BMVg) wurden nach 21-jähriger erfolgreicher Dienstzeit im Jahr 1998 ausgemustert und wurden dann für Bodentraining, als Simulator oder als Museumsflugzeug verwendet. Die EADS-Maschine befand sich einige Jare als Ausstellungsflugzeug auf dem Bremer Flughafen. Inzwischen ist sie auf dem Werksgelände bei Airbus in Bremen geparkt und wartet auf einen neuen Ausstellungsplatz. Das DLR-Flugzeug (Versuchsträger ATTAS) wurde noch einige Jahre in der Forschung eingesetzt und war das letzte und einzige fliegende Exemplar. Inzwichen ist es im Deutschen Museum in München zu bestaunen.

Mit der VFW614 wurde ein neuer Abschnitt in der Nachkriegsentwicklung der deutschen Luftfahrtindustrie eingeleitet und ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte für den zivilen Flugzeugbau in Deutschland markiert.

Ausführlichere Informationen finden sich im umfangreichen Vortrag über die VFW 614 von Joachim Kruth (PDF-Format).

Philipp Jordan, Joachim Kruth (Freundeskreis VFW 614), Zeichnungen der G3 von Bastian Mail